Wann ist es zu spät?

Etwa einmal im Monat meldet sich ein Paar in unserer Praxis, für die es bereits zu spät ist. Es sind die traurigsten Sitzungen, wenn ein Partner zum anderen sagen muss: „Es gibt keinen Teil mehr in mir, der dich noch liebt und mit dir zusammen alt werden will“.

Oft sieht es so aus: Das Paar ist bereits viele Jahre zusammen. Am Anfang der Beziehung waren beide richtig verliebt und hatten das sichere Gefühl, zusammen zu gehören, und dass sie zusammen alt werden. Irgendwann verfängt sich dieses Paar – wie viele andere Paare auch – in ein negatives Muster. Da sie sich aber auch viel bedeuten, bleiben sie beieinander und „leben irgendwie damit“. Doch mit der Zeit wächst auch Distanz, die immer wieder angefacht wird durch das negative Muster. Beide Partner fühlen sich öfters alleine. Sie heiraten vielleicht, bekommen das erste Kind, bauen ein Haus, bekommen das zweite Kind, teilen sich die Arbeit zwischen Job und Familie vernünftig auf. Von außen sieht alles glücklich aus – eine Bilderbuchfamilie. Doch dann wird die Distanz einem der Partner unerträglich.

Es kommt vielleicht wieder einmal zu Streit und das „Wir sollten uns Hilfe holen, wir brauchen Paartherapie“ wird zum ersten Mal geäußert – meistens durch den Partner, der am meisten Gefühle von Bindung und Verbundenheit aus seinem Leben kennt und vermisst. Der eher rationalere Partner findet das keine gute Idee. Das Paar sucht keine Hilfe und die Beziehung „dümpelt“ vor sich hin, oft mehr neben einander her als miteinander. Vielleicht entwickeln beide mehr ihre individuellen Interessen, kümmern sich um ihre Karrieren oder die Kinder, und suchen Verständnis zunehmend bei Freunden oder weiteren Familienmitgliedern. Manchmal mutet die Ehe dann plötzlich eher wie eine Wohngemeinschaft an.

Wenn wir unsere Partner lieben, fühlen wir uns verbunden. Wenn wir nichts gegen negative Muster unternehmen, die uns auseinander bringen, wird sich Verbundenheit in Unverbundenheit umwandeln.
Wenn es keinen Teil mehr in uns gibt, der unseren Partner liebt, ihm nah sein möchte und zusammen mit ihm alt werden will, ist es zu spät für diese Liebe.

Nach wenigen weiteren Jahren geht es für den Partner, der um Paartherapie gebeten hat, nicht mehr weiter. Der Teil, der damals noch Liebe gespürt hat, ist nach so vielen Jahren mit dem negativen Muster „einfach“ verschwunden. Die Trennung wird ausgesprochen – nicht selten für den anderen „wie aus heiterem Himmel“. Der mehr rationale Partner spürt plötzlich den Ernst der Lage, bekommt Panik – und ruft um Hilfe in unserer Praxis an. Wir vereinbaren ein Orientierungsgespräch, und wenn wir das Paar vor uns haben, bleibt nichts anderes mehr übrig, als uns gemeinsam den Trümmerhaufen anzuschauen und festzustellen, dass Trennung der einzige Weg ist.

Das Paar kam zu spät, einer der Partner hat sich emotional entbunden – ein Prozess, der oft über Jahre oder gar Jahrzehnte geht. Hier kann Paartherapie nichts mehr bewegen. Reden Sie mit Ihrem Partner darüber, wie groß dieses Teil in Ihnen beiden ist. Suchen Sie sich Hilfe, bevor dieser Teil zu klein geworden ist, damit Ihre Liebe eine Chance hat!

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Leider melden Paare sich manchmal zu spät, einer der Partner hat sich bereits emotional entbunden – ein Prozess, der oft über Jahre oder gar Jahrzehnte geht. Der Teil in uns, der damals Liebe gespürt hat, kann nach so vielen Jahren mit dem negativen Muster „einfach“ verschwinden.

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